ÜBER PROGRAMM BIBLIOTHEK
Von Antennenwäldern und Wellenozeanen
ist eine von Mai bis Oktober 2022 in Berlin stattfindende Veranstaltungsreihe, bestehend aus sieben urbanen künstlerischen Interventionen, einer Konferenz, einem Szenario-Workshop und einer ortsspezifischen Soundinstallation im Museum für Kommunikation Berlin, einem Konzertabend in der Panke Culture und einer abschließenden Ausstellung im Projekt- und Galerieraum Liebig12. All events will be in English.
VERGANGENE VERANSTALTUNGEN
14. Mai 2022
Mit dem Aufkommen der Smart City übertragen und erfassen immer mehr Sensoren, Geräte und Antennen unsere Informationen. Sie ermöglichen immer umfassendere und schnellere digitale Interaktion, aber prägen sie auch. Wie wirken sich neue technologische Entwicklungen darauf aus, wie wir uns in der Stadt bewegen? Wer kontrolliert unsere Daten und was bedeutet technische Demokratie?
Jeweils um 10 und um 15 Uhr am Samstag den 14. Mai 2022 lädt das Künstlerduo eine kleine Gruppe an Teilnehmer*innen ein, mit Ihnen für zwei Stunden auf Spurensuche und investigative Auseinandersetzung mit dem Konzept der Smart City und den Datenströmen zu gehen, in die wir in der Stadt eintauchen. Als Alternative zu historischen Spaziergängen und Sightseeing-Touren fordert der Techno-politische Spaziergang die Teilnehmer*innen dazu auf, die Spuren zu finden, zu vermessen, zu analysieren, zu diskutieren und zu dokumentieren, welche unsere Daten auf Hochgeschwindigkeitsstrecken durch die Luft, unsere Körper und Objekte um uns herum hinterlassen.
Die von den Teilnehmer*innen gesammelten und analysierten Daten werden anschließend von den Künstler*innen verwendet werden, um die auf den Spaziergängen durchquerten Gebiete und Datenströmen zu visualisieren und zu kartieren. Die so produzierte Grafik wird anschließend auf einer Plakatwand entlang einer der Routen des Spaziergangs als Kunstwerk und visuelles Manifest im öffentlichen städtischen Raum veröffentlicht.
»In der Welt der elektromagnetischen Kosmologie (und Industrie) ist das Verständnis des elektromagnetischen Feldes die einzige Möglichkeit, uns und unsere Umgebung zu verstehen.«
Bureau d’Études
Bureau d’Études ist eine konzeptuell arbeitende Künstlergruppe, die sich hauptsächlich mit dem Medium der Karte auseinandersetzt. Sie kartografieren die Macht-, Besitz- und Interessenverhältnisse in Politik, Wirtschaft und sozialem Bereich auf globalen und lokalen Ebenen, um auf diese Weise ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie scheinbar unzusammenhängende Dinge in Wirklichkeit miteinander verbunden sind, wenn man sie aus einer größeren Perspektive betrachtet. Die Karten helfen, komplexe Systeme zu entwirren und unsere eigene Position darin zu erkennen. Wenn man weiß, wo man sich befindet, kann man seinen eigenen Kurs steuern, Alternativen vorschlagen und die Karte nutzen, um neue Wege für sich oder seine Gemeinschaft zu finden.
INTERVENTION 14. Mai • Haupteingang Tempelhofer Feld, Columbiadamm 124 • 11:00 & 15:00
27. Mai 2022
Die zweite Intervention der Veranstaltungsreihe entfernt sich von den Straßen der Stadt und konzentriert sich auf die Wasserwege Berlins als öffentlichen Raum, wobei die Infrastrukturen des Flusses sowohl in Bezug auf Wasser als auch auf elektromagnetische Wellen betrachtet werden. Radio Otherwise wird einen radiophonen Übergangsraum für die Begegnung und Interaktion von Signalen, Körpern, Ökologien und Wissen schaffen, der die Schwellen von Übertragungen und Architekturen jenseits des rein Anthropogenen umkreist.
Auf dem Unkraut Boot (unkraut.berlin) wird ein temporäres Studio für eine Live-Übertragung eingerichtet, während es sich langsam von der südöstlichen Peripherie in Richtung der Stadt Berlin bewegt. Während der Fahrt wird das Studio sowohl empfangen als auch senden und so ein komplexes System der gegenseitigen Abhängigkeit schaffen: Live-Inputs von einer Vielzahl elektromagnetischer Signale aus natürlichen und vom Menschen geschaffenen Quellen treffen auf dem Wasser zusammen mit den Live-Umgebungsgeräuschen des transienten Studioraums.
Diese live mit dem Beginn der Fahrt um 17:00 Uhr erzeugten Klanglandschaften, die sich aus ständig wechselnden Quellen und während der Fahrt empfangenden Signalen zusammensetzen, werden auf 88,4 FM in Berlin, 90,7 FM in Potsdam gesendet und online auf radiootherwise.net und antennenozeane.de gestreamt. Das Programm wird auch über Micro-FM ausgestrahlt, so dass ein lokaler Empfang um das Boot möglich ist. Die Hörer können sich während dieser Zeit online einschalten oder auch ein vorbeiziehendes UKW-Signal vom Flussufer aus empfangen. Wir laden die Leute ein, Plätze rund um den Plänterwald, Rummelsburg, Treptow etc. zu finden und die Übertragung mit ihren eigenen Radios zu empfangen.
Der Höhepunkt der Veranstaltung ist eine Live-Performance, die um 21:13 Uhr mit dem Sonnenuntergang beginnt – der Schwelle zwischen Tag und Nacht, einer Zeit, in der sich die Funksignale naturgemäß weiter ausbreiten.
Die Übertragung der Live-Performance kann nur über FM-Radios vor Ort an der Stralauer Spitze empfangen werden – BYOR (Bring Your Own Radio).
Gemeinsam mit einem breiten Netzwerk von Radio-Enthusiasten erforschen Kate Donovan, Monai de Paula Antunes und Niko de Paula Lefort die Vielfalt der Erfahrungen, die das Radiomachen in Verbindung mit ökologischem Denken mit sich bringt. Radio Otherwise ist ein fortlaufendes künstlerisches Forschungsprojekt, das durch die vielen Knotenpunkte zwischen Kunst, Wissenserwerb/-austausch und Kommunikation motiviert ist.
INTERVENTION 27. Mai • Stralauer Spitze, 10245 Berlin • Webradio radiootherwise.net • 17:00–21:13 & 21:13 (Sonnenuntergang)
25. Juni
Ich erinnere mich mit Nostalgie an die Szene: eine Gruppe von Fischern, die mit Fäden und Nadeln an einem Fischernetz arbeiten. Es ist ein gemeinschaftlicher Akt: gemeinsam an einem Stück Stoff arbeiten und dabei Schlingen und Schlaufen herstellen.
Am 25. Juni 2022 versammelt sich eine Gruppe erfahrener Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen in einem Park. Ihre Technik ist langsam, doch ihre Handbewegungen sind schnell und präzise; sie erfordert Geschick, Übung und Geduld. Sie sitzen im Kreis und arbeiten stundenlang zusammen, in gleichmäßigem Tempo, und machen langsame, aber schöne Fortschritte.
Sie sind geschickte Häklerinnen. Was sie herstellen, ist eine Antenne aus Kupferdraht. Die Technik, mit der wir leben – Radios, WLAN und Mobiltelefone – kommuniziert mit winzigen elektrischen Wellen, die für uns nicht wahrnehmbar sind. Diese Hertz’schen Wellen erzeugen in den Antennen winzige oszillierende Ströme. Wenn diese Schwingungen verstärkt werden, können wir sie hören.
Kommt vorbei, beobachtet und nehmt Teil daran, wie eine Antenne gehäkelt wird. Lauscht den Hertz’schen Wellen, die von dieser langsam wachsenden, handgefertigten Antenne aufgefangen werden.
KOBAKANT (Mika Satomi, Hannah Perner-Wilson)
Mika Satomi und Hannah Perner-Wilson arbeiten seit 2006 zusammen und gründeten 2008 das Kollektiv KOBAKANT. Gemeinsam erforschen sie in ihrer Arbeit die Verwendung von Textilhandwerk und Elektronik als Medium, um technologische Aspekte der heutigen »Hightech«-Gesellschaft zu kommentieren. KOBAKANT glaubt an den Geist des Humors in der Technologie und präsentiert Arbeiten oft als eine verdrehte Kritik an den Stereotypen, die das Textilhandwerk und die Elektrotechnik umgeben. KOBAKANT ist der Meinung, dass Technologie dazu da ist, von jedem gehackt, handgemacht und modifiziert zu werden, damit sie besser zu unseren persönlichen Bedürfnissen und Wünschen passt.
INTERVENTION 25. Juni • Herrfurthplatz, Schillermarkt • 12:00–16:00
8. & 9. Juli
Sarah Grant und Danja Vasiliev ermöglichen eine Vorstellung von elektromagnetischen Signalen zu entwickeln, indem sie fragen: Wie wäre es, selbst ein solches Signal zu sein? In einer Art und Weise, die an Fluxus-Performances erinnert, erhalten die Teilnehmer*innen Anweisungen, um sich als verkörperte Signale auf performativen Walks durch den Görlitzer Park zu bewegen. Ziel ist es, gemeinsam mit den Künstler*innen zu erforschen, wie Strahlung von Hindernissen auf ihrem Weg reflektiert und absorbiert wird welchen Einfluss enge Passagen auf die Signalbandbreite haben und wie natürliche Hindernisse wie Wasser, Bäume und Fußgänger*innen die Signalausbreitung beeinträchtigen könnten. Nach einer Einführung und Testläufen werden die Teilnehmer*innen in einer abschließenden performativen Aktion zu einer Signal-Formation. Werdet zu einem Wifi- (8. Juli) oder 5G-Signal (9. Juli).
Registrierung erforderlich
»I have asked you to imagine these electric and magnetic fields. What do you do? Do you know how? How do I imagine the electric and magnetic field? What do I actually see? What are the demands of the scientific imagination? Is it any different from trying to imagine that the room is full of invisible angels?«
Richard Feynman, The Feynman Lectures on Physics
Foto: Katja Goljat
Foto: Danja Vasiliev
Sarah Grant ist eine amerikanische Künstlerin und Professorin für neue Medien mit Sitz in Berlin im Atelier Weise7. In ihrer Lehrtätigkeit und künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich mit dem elektromagnetischen Spektrum und Computernetzwerken als künstlerischem Material, sozialem Lebensraum und politischer Landschaft. Seit 2015 organisiert sie die Konferenz Radical Networks in New York und Berlin, ein Community-Event und Kunstfestival für kritische Untersuchungen und kreative Experimente im Bereich Telekommunikation.
Danja Vasiliev ist Medienkünstler, kritischer Ingenieur und Pädagoge, der in Sankt Petersburg geboren wurde und derzeit in Berlin lebt und arbeitet. Vasiliev untersucht Systeme und Netzwerke durch anti-disziplinäres Experimentieren mit Hardware, Firmware und Software. Mit Hilfe von Computerplattformen untersucht und nutzt er System- und Netzwerkparadigmen sowohl in der physischen als auch in der digitalen Sphäre. Im Oktober 2011 verfasste Vasiliev zusammen mit seinen Kollegen Julian Oliver und Gordan Savičić das Critical Engineering Manifesto.
INTERVENTION 8. & 9. Juli • Görlitzer Park (Görlitzer Straße/Görlitzer Ufer) • je 16:00
16. Juli
Antennen und andere Infrastrukturen mobiler Telekommunikation sind für uns zu einer neuen, synthetischen Form von Natur geworden: Überwachungskameras, Router, Verkehrssensoren, Mobilfunktürme, WiFi-Antennen, Kabel wie Kupferdraht oder Glasfaserkabel, Datenzentren, Serverfarmen. Die städtische Umwelt ist voll von solchen Geräten und den unzähligen Diensten, auf die sie angewiesen sind – von Reparaturwerkstätten für Alltagsgeräte bis hin zu Wartungsteams, die unterirdische Kabel austauschen.
In dem dreistündigen Workshop, geleitet von Nicolas Nova, sind die Teilnehmer*innen eingeladen, über Methoden der Design Fiction einen greifbaren und anschaulichen Prototypen dieser synthetischen Landschaften zu erstellen, die eine mögliche (und bewohnbarere) nahe Zukunft skizzieren. Auf der Grundlage einer Reihe von Beobachtungen und Straßeninterviews werden die Teilnehmer*innen das Potenzial der digitalen Infrastruktur des städtischen Umfelds für die Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen und Interaktionen untersuchen.
Registrierung erforderlich
Nicolas Nova ist Anthropologe, Designforscher und Autor. Mit einem multidisziplinären Hintergrund in Sozialwissenschaften, Informationstechnologien, Design und Naturwissenschaften befasst er sich mit der Durchführung von internationalen Feldforschungsprojekten, der Dokumentation neuer Signale in der Welt und deren Auswertung für Design und Strategie. Er ist Mitbegründer der Design-Fiction-Agentur The Near Future Laboratory und Professor an der Genfer Hochschule für Kunst und Design (HEAD-Genève).
INTERVENTION 16. Juli • Uferhallen • 12:00
27. & 28. August
»As evolved beings produced by a biosphere, we’re not capable of perceiving reality unassisted. There can only be our technical instrumentalities. Our weak, decaying, flawed, falsifiable, even pitiable instrumentalities. But that’s how we learn what’s natural and real – through the unnatural.« Bruce Sterling
Unsere Vorstellungen von Natur und Technologie sind inhärent vermengt und nur in unseren kulturellen Artikulationen getrennt. Diese Prämisse als Ausgangspunkt nehmend, bildet die von Selena Savic und Gordan Savičić präsentierte Intervention den Beginn für ihr neues Projekt »Antenna Fieldguide«, in dem künstlerische Darstellungen der synthetischen Natur versammelt werden. Ausgehend von der Sonderausstellung »Kuriose Kommunikation: Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung« im Museum für Kommunikation, laden die beiden Künstler*innen während der Langen Nacht der Museen zu performativ geführten Walks mit speziell dafür hergestellten Antennenobjekten ein. Die von den Künstler*innen entwickelten Führungen erweitern die Bezüge der Ausstellung durch Erzählungen rund um die verschiedenen Typen und Formen von Antennen als elementare Infrastruktur unserer heutigen Kommunikation und damit als alltägliche, verborgene Objekte, die in städtischen und ländlichen Landschaften häufig anzutreffen und dem Auge dennoch fremd sind. Am folgenden Tag wird ein öffentlicher Schreib-Workshop Ergebnisse sammeln, die in den Antenna Fieldguide einfließen.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei.
3 Führungen: 20:00 / 21:00 / 22:00 Uhr
jeweils 15–20 Minuten
Gruppengröße bis zu 15 Personen
Selena Savic ist Forscherin und Architektin. Ihre Forschungsinteressen drehen sich um die Verknüpfung von Rechenprozessen mit der gebauten Umwelt, wobei sie Möglichkeiten zur Kommunikation von Kommunikationsprozessen erforscht. Nach ihrem PhD an der EPFL und einem Postdoc am ATTP der TU Wien kam sie zum IXDM, wo sie derzeit Leiterin des Make/Sense PhD-Programms ist. Sie forscht und schreibt über Computermodellierung, feministisches Hacking und posthumane Netzwerke im Kontext von Design und Architektur.
fhnw.ch kucjica.org
Gordan Savičić ist ein Künstler, Designer und kritischer Ingenieur, der in seiner Arbeit die Beziehung zwischen Menschen, Netzwerken und Schnittstellen untersucht. Er hat einen Hintergrund in Medienkunst und visueller Kommunikation und ist in den Bereichen akademische Forschung, Lehre und neue Medien tätig. Geboren in Wien, lebt und arbeitet er derzeit in Lausanne, Schweiz.
yugo.at
INTERVENTION 27. August • Führungen • Museum für Kommunikation Berlin • 18:00–2:00 Uhr (Teil der Langen Nacht der Museen)
WORKSHOP 28. August • feldfünf Projekträume • 14:00–17:00
9. September
Diese Intervention untersucht diese Fragen der Pflege durch Performance, Geschichtenerzählen und kollektive Gruppenbegegnungen. Der zweite Teil von In Your Aerial wird in Form eines akademischen Vortrags im Rahmen der Programmkonferenz am 23. und 25. September präsentiert.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Anmeldung erforderlich.
Teilnahme kostenfrei.
Foto: Lydia Goolia
Als Künstlerin und Forscherin befasst sich Teresa Dillon in ihrer Arbeit mit den Beziehungen zwischen Menschen, anderen Lebewesen, Technologie, Städten und unserer Umwelt. Dies manifestiert sich derzeit in zwei künstlerisch geleiteten Forschungsprogrammen, Repair Acts (2018–) und Urban Hosts (2013–). Repair Acts fördert Ideen über restaurative Kulturen und Praktiken, indem es vergangene Geschichten von Pflege, Wartung und Heilung mit dem verbindet, was wir heute tun und wie wir uns die Zukunft vorstellen. Mit Urban Hosts praktiziert sie Gesprächs- und Gastfreundschaftsformate als Mittel, um Ideen der Begegnung und des »Anderen« in städtischen Räumen zu fördern. Als Humboldt-Stipendiatin (UdK und TU, Berlin, 2014–16) dokumentierte ihre Arbeit künstlerische Ansätze, um das elektromagnetische Spektrum in Städten hörbar zu machen, und seit den frühen 2000er Jahren wurde ihre Arbeit auf verschiedenen Festivals und an verschiedenen Orten ausgestellt. Mit ihrer Erfahrung in der Produktion von Software- und Hardware-Projekten hat Teresa auch über Themen wie Open-Source-Prozesse, Musik, Technologie und Design, klangliche Materialität und Folklore, Beziehungen zwischen verschiedenen Spezies, Überwachung, Governance und die intelligente Stadt, Reparaturökonomien und handwerkliche Reparaturberufe geschrieben. Sie wurde eingeladen, die transmediale (2016) und HACK-THE-CITY (2012) für die Science Gallery, Dublin, mitzukuratieren. Seit 2016 ist sie Professorin für City Futures an der School of Art and Design, UWE, Bristol.polarproduce.org
repairacts.net
urbanhosts.org
INTERVENTION 9. September • Alte Münze • 18:00
23.–25. September
18:30–20:00
Keynote Vortrag
Jennifer Gabrys Cambridge University, UK • The Future is Phygital: 5G in Smart Cities and Smart Forests
Nach der Keynote gibt es einen Empfang und die Präsentation der neuen ortsspezifischen und temporären Soundinstallation BIAS von Mario de Vega, die 24 Stunden lang im Museum für Kommunikation Berlin zu erleben sein wird.
10:00–10:30
Einführung in das Konferenzthema
Shintaro Miyazaki Humboldt-Universität zu Berlin & Birgit Schneider Potsdam University • An exploration of art and theory in electromagnetic urban environments.
10:30–12:15
Panel 1: City as Resource? The Socio-political Dimensions of »Smart City«.
Gabriele Schliwa Utrecht University, NL • Dreams and the »smart« city: past, present, futures
Teresa Dillon IRL/UK/DE • In Your Aerial, part 2
12:15–13:45 Mittagspause
13:45–15:30
Panel 2: Uncanny Radiation? Towards an Aesthetics of Electromagnetic Fields.
Susanna Hertrich Basel, CH • Sense-making in Aether Space
Rahul Mukherjee University of Pennsylvania, USA • Debating Cell Antenna Exposures: Another Genealogy of Sensitive Mediations
15:30–16:00 Kaffeepause
16:00–17:45
Panel 3: Radiation and Techno-ecological Spheres
Ignacio Farías & Nona Schulte-Römer Humboldt-Universität zu Berlin • Backgrounding 5G networks: The challenge of governing the risks of electromagnetic radiation
Ubiquity • Bregtje van der Haak, 2018 • Film Screening & Discussion
17:45–18:00
Abschließende Diskussion
11:00–16:00
Thesen- und Szenario-Workshop
Am Sonntag laden wir die Referent*innen der Konferenz zu einem Thesen- und Szenario-Workshop ein. Hier wollen wir gemeinsam die Themen der Konferenz weiter diskutieren, um Erkenntnisse, Überlegungen, Thesen und Szenarien darüber abzuleiten, was die Smart City und die Digitalisierung der Stadt jenseits der bereits bestehenden Visionen und Masterpläne noch sein könnte.
Bei Interesse an dem Thesen-Workshop am Sonntag senden Sie bitte eine E-Mail an shintaro.miyazaki[at]hu-berlin.de (mit dem Betreff »scenario workshop«)
KONFERENZ & SOUNDINSTALLATION 23.–25. September • Museum für Kommunikation Berlin
30. September bis 9. Oktober
Eröffnung:
30. September • 18:00
Ausstellung:
1.–9. Oktober • 14:00–20:00
Liebig12 • Liebigstraße 12
Artist Talk mit Susanna Hertrich und Jonathon Keats:
6. Oktober • 18:00
Galiläa-Kirche • Rigaerstraße 9/10
Anmeldung
Mit Arbeiten von Susanna Hertrich und Jonathon Keats
Licht- und Radiowellen können für Vögel und Insekten wie Schmetterlinge desorientierend wirken, vor allem innerhalb von Städten. Auch einige andere Arten, wie etwa der Elefantenrüsselfisch, haben Sinnesorgane, die elektrische und elektromagnetische Felder erfühlen können und sie dadurch zu Elektroortung befähigen.
Ausgehend von der Tierwelt einerseits und Mythologien elektromagnetischer Phänomene andererseits widmet sich die finale Ausstellung der Veranstaltungsreihe Von Antennenwäldern und Wellenozeanen der künstlerischen Auseinandersetzung mit der menschlichen und nicht-menschlichen Sinneswahrnehmung von elektromagnetischer Strahlung. Die präsentierten Arbeiten nutzen dabei spekulative Ansätze und Gedankenexperimente als Ausgangspunkt für Erkundungen der sensorischen Beziehungen zu mensch-gemachten elektromagnetischen Umgebungen: Um sicherzustellen, dass Vögel und Schmetterlinge zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und sich nicht verirren, entwickelt Jonathon Keats Technologien, die Zugvögeln und Insekten während des Flugs durch den elektromagnetischen Dschungel einer Großstadt wie Berlin leiten. Inspiriert von den Ideen der kybernetischen Systemtheorie befasst sich Susanna Hertrich mit den Grenzen der menschlichen Sinneswahrnehmung anhand der Mythologie des Äthers und der Ästhetik von Antennen als Tore zu höheren Sphären.
Die Ausstellung lädt die Besucher ein, über die Möglichkeiten und Grenzen von Körper- und Sinneswahrnehmung nachzudenken und auch darüber, wie nicht-anthropogene technologische Umgebungen aussehen könnten. Am 6. Oktober um 18:00 Uhr werden beide Künstler*innen ihre Arbeiten und Ansätze in Vorträgen und im Gespräch mit dem Publikum vorstellen.
Foto: privat
Foto: Jen Dessinger
Susanna Hertrichs transmediale Praxis geht von unserer Beziehung zur Technologie in einer zunehmend technologisierten Welt aus. Es ist die surreale Vorstellung der Künstlerin von einer neuartigen Funktionalität von Objekten, die als Verbindung zwischen Realität und Fiktion fungiert. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt, darunter von Triennale Mailand, HEK, Basel, HKW, Berlin, Boston Center for the Arts, Vienna Biennial, Vitra Design Museum, CAFA, Peking. Ihre Arbeit wurde u.a. vom Schweizerischen Nationalfonds, dem Goethe-Institut, dem Atelier Mondial und dem Berliner Senat gefördert.
Jonathon Keats ist Künstler, Schriftsteller und Experimentalphilosoph, der in seinen partizipatorischen Gedankenexperimenten Methoden aus den Natur- und Geisteswissenschaften anwendet, um gesellschaftliche Bedingungen und die Zukunft des Planeten zu erforschen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Desert Laboratory der University of Arizona auf dem Tumamoc Hill, Gastwissenschaftler am CADRE Laboratory for New Media der San Jose State University, Forschungsstipendiat am Highland Institute, beratender Philosoph am Earth Law Center und Artist-in-Residence am SETI Institute, bei Flux Projects, UC San Francisco und Hyundai.
ERÖFFNUNG 30. September • Liebig12 •18:00
AUSSTELLUNG 1. Oktober bis 9. Oktober • Liebig12 • 14:00–20:00
ARTIST TALK 6. Oktober • Galiläa-Kirche • 18:00
5. Oktober
Am 5. Oktober laden wir Sie zu einem Konzertabend in den Club des Panke Culture im Wedding ein, bei dem die Künstler*innen Marta Zapparoli und Martin Howse zwei neue Klangperformances präsentieren. Beide Künstler*innen haben für diesen Abend und unsere Projektreihe Arbeiten entwickelt: Marta Zapparolis Praxis basiert auf mehrjährigen Forschungen und Aufnahmen von Naturradio-Phänomenen; für den hier präsentierten Konzertabend wird sie eine Klang-Licht-Komposition präsentieren, die auf aktuellen Aufnahmen von Nordlicht-Phänomenen basiert. Martin Howse wird auf performative Weise Erd- und Luftsignale entschlüsseln, und zwar durch ungeschliffene Elektrochemie und Manipulation von erdgebundenen Elektronen, Luft und Licht.
Tickets: eventbrite.de/e/concert-marta-zapparoli-martin-howse-tickets-418829900507
Interdimensional Generated Space
Marta Zapparoli
Interdimensional Generated Space ist ein forschungsintensives Stück, das sich mit dem transzendentalen Phänomen der Nordlichter beschäftigt. Die Performance verwendet selbstgemachte Aufnahmen in Kombination mit Kristall-Radio, Licht, Detektoren und Motoren, um eine technologische audio-visuelle Version der Nordlichter im Raum zu simulieren. »Interdimensional« bezieht sich dabei speziell auf die Bewegung von Energie zwischen verschiedenen Wahrnehmungsmodi. Ein Teil dieser Energie stammt aus der komponierten Mischung »natürlicher kosmischer Stimmen«, ein anderer Teil aus den elektromagnetischen Kräften, die während der Aufführung in Echtzeit erzeugt werden. Das Stück wird die Kontraste der unsichtbaren Prozesse voll ausschöpfen, um eine neue Erfahrung von Raum, Zeit und menschlichem Maßstab zu schaffen. Die Arbeit stellt den Versuch dar, einen einzigartigen klanglichen Dialog zwischen »natürlicher« und »technologischer« Welt zu erreichen, eine Reflexion über die Natur, die von der Technologie in einem anthropogenen Zeitalter nachgeahmt wird.
The Final Session[003]
Martin Howse
The Final Session describes beschreibt eine Reihe von Aktionen und Beschwörungen für zeitgenössische Weissagungen, für nächtliche Visionen und für die Inkubation von Träumen. Inspiriert von Dämpfen, von Rauch und Qualm aus Industrieschornsteinen und verrottenden Schlangen, brennenden Wäldern, reinen, durchdringenden Tönen und Farben, entschlüsselt The Final Session Erd- und Luftsignale durch unverfälschte Elektrochemie und Manipulation von erdgebundenen Elektronen, Luft und Licht. Was in der untreuen Sprache von wiedergegebenen Temperaturveränderungen, erdigem Rauch, Staub, Glasmaschinen, Pflanzensteinen und Ohrsteinen zu erahnen ist, sind die verschiedenen vergangenen und zukünftigen Ablagerungen, Eingriffe, Verdichtungen, Degradierungen und Abstufungen der lithischen Entropie, diese alltäglichen Verformungen der zeitgenössischen Energie.
The Final Session ist eine Performance für speziell angefertigte Elektronik, Partikel und brennende Materie, Temperatur-/Lichtsensoren und Laser.
Foto: Peter Miranski
Foto: Nik Gaffney
Marta Zapparoli ist eine italienische Klangkünstlerin, Improvisatorin, Performerin und unabhängige Forscherin mit Sitz in Berlin. In den letzten Jahren lag der Fokus ihrer Arbeit hauptsächlich auf der Überschneidung von sichtbaren und unsichtbaren Aspekten der Physik, wobei sie versucht, alle poetischen und konzeptionellen Ebenen zu aktivieren. Sie fängt einzigartige Aufnahmen elektromagnetischer Strahlung aus dem Weltraum, von natürlichem VLF-Radio und Elektrosmog sowie Radiowellenkommunikation aus der technologischen Welt ein. Beziehungen, Verbindungen und der Dialog zwischen der Natur und unserer technologischen Welt sind ein zentrales Thema in ihrer Arbeit. Ihre Hauptinstrumente sind eine Vielzahl von Antennen, Radioempfängern, Detektoren, Tonbandgeräten und Kassettenrekordern. Seit 2003 ist arbeitet sie mit Live-Performances, ortsspezifischen Projekten und Improvisationen. Neben anderen Projekten ist sie auch Mitglied des Splitter Orchesters in Berlin.
Martin Howse beschäftigt sich mit der Untersuchung der Verbindungen zwischen der Erde (geophysikalische Phänomene), Software und der menschlichen Psyche (Psychogeophysik) durch die Konstruktion von experimentellen Situationen (Performance, Labore, Spaziergänge und Workshops), materiellen Kunstwerken und Texten.
Von 1998 bis 2005 war Howse Leiter von ap, einer Software-Performance-Gruppe, die mit Elektronikschrott arbeitete und einen frühen Ansatz für digitale Glitches entwickelte. Von 2007 bis 2009 war er Gastgeber einer regelmäßigen Workshop-, Micro-Residency- und Salonreihe in Berlin. Howse hat an gefeierten Projekten und Praktiken wie The Crystal World, Psychogeophysics, Earthboot, Sketches towards an Earth Computer und Dissolutions gearbeitet und mitgewirkt. Er ist der Schöpfer der esoterischen modularen Synthesizer-Serie ERD und Gründer der Extraktiv-Community Tiny Mining.
KONZERT 5. Oktober • 19:00 • Panke Culture